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PAD-Preisträgerprogramm - Eine Brücke nach Amerika

Jedes Jahr gegen Ende Juni/Anfang Juli sieht man im Melanchthon-Gymnasium eine Gruppe  junger Schülerinnen und Schüler mit unbekannten Gesichtern vor dem Lehrerzimmer. Die Gesichter gehören zu  16-/17-Jährigen aus den USA, die vom PAD (Pädagogischen Austauschdienst) zu einem dreiwöchigen Aufenthalt in Deutschland eingeladen werden. Ausgewählt werden vom PAD die Schüler, die sich besonders im Fach Deutsch ausgezeichnet haben. Von den drei Wochen verbringen die Amerikaner zwei Wochen in Nürnberg und eine Woche in Berlin.
Während ihres Aufenthaltes in Deutschland wohnen die Amerikaner bei deutschen Schülerinnen und Schülern des Melanchthon-Gymnasiums der 9. bis 11. Jahrgangsstufen. Wenn man einen Gastschüler oder eine Gastschülerin bei sich aufnehmen möchte, meldet man sich gegen Anfang April über die Schule an.
Auf Ausflügen besichtigen die amerikanischen Gäste Sehenswürdigkeiten Nürnbergs, wie die Burg und die historische Altstadt, aber auch heimische Unternehmen wie Städtler, und lernen einen Teil der deutschen  Geschichte kennen, z.B. durch den Besuch des Dokumentationszentrums. In diesem Jahr fanden Tagesfahrten nach München und Würzburg statt, zu denen auch die deutschen Schülerinnen und Schüler eingeladen waren. Wenn die Gastschüler nicht unterwegs sind, nehmen sie am Unterricht ihrer Gastbrüder/-schwestern teil.
Ihre Freizeit verbringen die Amerikaner entweder in den Gastfamilien oder mit den anderen Jugendlichen. Man trifft sich im Freibad oder in der Stadt, macht Sport oder „chillt“ miteinander. Abends geht es zum Public Viewing (WM!), zum Grillen oder ins Kino.

Umgangssprache für alle ist ausschließlich Deutsch. Nach einer gewissen Zeit legen die Amerikaner ihre eventuell bestehende Scheu ab; man tauscht Umgangssprachliches und Redewendungen aus, vergleicht amerikanische mit deutschen Gepflogenheiten und die Amerikaner stellen fest, dass die Burger bei McDonalds in Deutschland qualitativ wesentlich besser sind als die in den USA. Dabei fällt auch für uns Deutsche beim Erklären, Diskutieren und Herumblödeln einiges an neuem, englischem Vokabular ab. Viel Spaß hatten wir heuer, als wir Deutschen den Amerikanern die richtige Aussprache des Umlautes "Ö" im Wort "Öl" beizubringen versuchten. Im Gegenzug amüsierten sich die Amerikaner bei unserem Versuch das Wort "squirrel" korrekt auszusprechen. An einem Abend entwickelte sich eine regelrechte Sprachwerkstatt, in der wir nach den besten Formulierungen, Einleitungssätzen und Floskeln suchten, die wir beispielsweise für deutsche und englische Briefe oder Aufsätze in der Schule brauchen könnten.

Besonders interessant für uns Deutsche war die Tatsache, dass die amerikanischen Schüler  von dem unabhängigen, selbständigen Leben der deutschen Schüler  begeistert waren. Wir selbst nehmen dies sicherlich nicht alle als etwas Besonderes  wahr.
Ein Schüler aus Washington meinte etwa: "Während meines Aufenthalts, ich habe viele Unterschiede zwischen Deutschland und den USA gesehen. Natürlich das deutsches Essen, Gebäude und Kultur, aber die wichtigste Sache war das Alltagsleben. Die Deutschen waren so entspannt, und all die Jugendlichen waren reifer als Jugendliche in den USA. Sie können in die Stadt gehen, spazieren gehen, die U-Bahn nehmen, Pokemon-GO spielen, und viele andere Sachen (vielleicht 10 oder 20 Kilometer weit weg von ihrem Haus) total alleine machen!"

Ein Highlight des Deutschlandaufenthaltes ist jedes Jahr die Berlinfahrt. Eine Woche verbringen die amerikanischen Schülerinnen und Schüler in unserer Landeshauptstadt.  Zum Programm gehörten u.a. eine Stadtrundfahrt, der Besuch des Bundestages, der Museumsinsel, ein Besuch von Potsdam mit Sanssouci und, für die Amerikaner besonders interessant, ein Besuch der Freien Universität. Dort informierte man uns genauestens über die verschiedenen Studiengänge und das Leben der deutschen Studenten. Fassungslos stellten die Amerikaner fest, dass ein Studium in Deutschland einen Bruchteil dessen kostet, was man in den USA dafür aufwenden muss, und somit auch ohne Stipendium für viele zugänglich ist.
Ich durfte die Gruppe in diesem Jahr als Begegnungsschüler, das ist eine Art spezieller gleichaltriger Ansprechpartner für die ausländischen Schüler, begleiten. Leider wird dies vom PAD nicht für alle Gastgeberschüler genehmigt. Schade, denn in dieser Woche intensiviert sich der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe. Man verbringt den ganzen Tag bis spät in die Nacht miteinander und es wachsen möglicherweise Freundschaften, die über die Dauer des Aufenthaltes der Amerikaner in Deutschland hinweg halten.

In den drei Jahren, in denen meine Familie einen PAD-Preisträger bei sich aufgenommen hat, habe ich sehr viel über die amerikanische Kultur gelernt und ich habe Kontakt zu mehr als 30 Amerikanern geknüpft, mit denen ich noch heute regelmäßigen Kontakt über Skype, WhatsApp oder Email halte. Außerdem haben sich durch die amerikanischen Gäste meine Englischkenntnisse deutlich verbessert.

(David Scharrer)