In der 11. Jahrgangsstufe kann Biophysik als Alternative zum normalen Physikunterricht gewählt werden.
Schüler, die die Lehrplanalternative Biophysik wählen, lernen die Grundlagen eines modernen und faszinierenden Zweigs der Physik kennen, der zunehmend an Bedeutung gewinnt und mittlerweile eine Schlüsselposition in der interdisziplinären Forschung innehat. Vor diesem Hintergrund begreifen die Schüler, dass mithilfe physikalischer Modelle und Arbeitsmethoden weitreichende Aussagen über die Funktionsweise biologischer Systeme getroffen werden können. Dabei erfahren die jungen Erwachsenen auch, dass geeignete Modelle einerseits einen gewissen Komplexitätsgrad haben müssen, um sinnvolle Aussagen zu ermöglichen, andererseits die Beherrschbarkeit von Modellen mit ihrem Komplexitätsgrad rapide abnimmt.
Folgende Themenbereiche werden im Unterricht behandelt:
1. Auge und Ohr
Auge und Ohr sind diejenigen Sinnesorgane, mit denen der Mensch und andere Lebewesen die durch Licht und Schallwellen übertragenen Signale aufnehmen und in Nervenimpulse umwandeln; diese werden dem Gehirn über Nervenbahnen zugeleitet und durch entsprechende Verschaltung von Nervenzellen zu verwertbaren Informationen verarbeitet. Die Schüler erfahren, dass sich diese Antennen im Lauf der Evolution in faszinierender Weise den physikalischen Gegebenheiten der Umwelt und der Lebensweise unterschiedlicher Organismen angepasst haben.
Über grundlegende Erkenntnisse aus Optik und Akustik, durch geeignete Analogieexperimente und die Anwendung entsprechender physikalischer Modelle erlangen die Schüler ein vertieftes Verständnis der Funktionsweise der Sinnesorgane Auge und Ohr.
2. Typische Untersuchungsmethoden der Biophysik
An ausgewählten Beispielen erkennen die Schüler die Bedeutung physikalischer Untersuchungsmethoden in der Biophysik, die Aussagen über strukturelle und physikalische Eigenschaften von Biomolekülen und biologischen Systemen ermöglichen. Dabei greifen die Schüler auf ihnen bereits bekannte physikalische Grundkonzepte aus der Strahlenoptik, Wellenlehre und Elektrizitätslehre zurück. Sie festigen, vertiefen und erweitern diese Grundkenntnisse, um die Funktionsprinzipien mikroskopischer und spektroskopischer Methoden zu begreifen.
3. Neuronale Signalleitung und Informationsverarbeitung
Die Schüler betrachten grundlegende neurophysiologische Vorgänge sowie elementare Mechanismen der Informationsverarbeitung und beschreiben diese anhand biologischer und physikalischer Modelle auf zellulärer bzw. molekularer Ebene. Sie erkennen, dass das Verhalten biologischer Systeme auf physikalischen Grundprinzipien beruht und über physikalische Modelle auch quantitativ beschrieben werden kann.
Aus den folgenden Bereichen muss einer ausgewählt werden:
4. Photosynthese
Durch biologische Systeme wird kontinuierlich Energie aufgenommen und wieder abgegeben. Die Energiequelle, von der alles Leben auf unserer Erde abhängt, ist die Sonne. Die Schüler lernen mit der Photosynthese den auch für unsere Existenz unabdingbaren, lebenserhaltenden Prozess kennen. Sie knüpfen an ihre Erkenntnisse über Materiewellen an und erarbeiten sich ein quantenmechanisches Atommodell. Sie übertragen diese Erkenntnisse auf Moleküle und können damit das Absorptionsverhalten der Photosynthesepigmente verstehen. Sie erkennen weiterhin, dass biophysikalische Methoden und Konzepte dazu geeignet sind, für uns lebenswichtige Prozesse aufzuklären, und welche Rolle eine geeignete Modellierung dabei spielt.
5. Strahlenbiophysik und Medizinphysik
Die Schüler gewinnen ein vertieftes Verständnis dafür, wie grundlegende physikalische Wechselwirkungen von ionisierender Strahlung, elektromagnetischen Feldern und Schall mit biologischem Gewebe für die Gewinnung von Information über Vorgänge im menschlichen Körper genutzt werden können. Das prinzipielle Verständnis der Absorptionsmechanismen ionisierender Strahlung in lebendem Gewebe versetzt die Schüler in die Lage, den Nutzen und die Gefahren beim Einsatz in der medizinischen Therapie zu verstehen.
6. Grundlagen der Biomechanik
Mit der Biomechanik lernen die Schüler den ältesten, aber immer noch aktuellen Zweig der Biophysik kennen. Aus der Analyse der äußeren und inneren Kräfte, denen Pflanzen und Tiere im bewegten und unbewegten Zustand ausgesetzt sind, ergeben sich viele interessante Anwendungsmöglichkeiten der in der Natur verwirklichten technischen Prinzipien.
Ansprechpartnerin: Frau Safferling-Rohmfeld
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