Konzept

Die Offene Ganztagsschule am Melanchthon-Gymnasium Nürnberg

Träger

Seit Beginn des Schuljahres 2009/2010 besteht am Melanchthon-Gymnasium Nürnberg eine Offene Ganztagsschule (OGS) in Kooperation mit dem Bezirksjugendwerk Mittelfranken der Arbeiterwohlfahrt e.V., das die Trägerschaft übernahm.

Hintergrund – Anforderungen an das Bildungssystem

Die Bedingungen, unter denen Kinder und Jugendliche heute aufwachsen, sind gegenüber der Vergangenheit einem massiven Wandel unterworfen:

  • Eltern müssen zunehmend flexibler ihren beruflichen Tätigkeiten nachgehen
  • traditioneller Familienformen haben sich zugunsten von Haushalten von Alleinerziehenden und Patchworkfamilien aufgelöst
  • die PISA-Ergebnisse sowie die Einführung des G8 an bayerischen Gymnasien haben zusätzliche Diskussionen über Bildungsstandards ausgelöst und die Frage nach Bildungsgerechtigkeit in den Fokus gerückt
  • auch im Zusammenhang mit der G8-Einführung ist die zunehmende Ausdehnung des gymnasialen Lernens in die Nachmittagsstunden zu sehen
  • die globalisierte Welt stellt unser Bildungssystem vor vielfältige neue Herausforderungen
  • mediale Welten üben einen immer größeren Einfluss auf den Alltag und auf das Erleben der Heranwachsenden aus


Auf diese veränderten Bedingungen und Voraussetzungen gilt es pädagogisch adäquat zu reagieren. Den Herausforderungen können Schule, Elternhaus sowie betreuende Einrichtungen nur in gemeinsamer Anstrengung und Weiterentwicklung gewachsen sein.

Ziele und Methoden

Das Melanchthon-Gymnasium ist eine Schule mit jahrhundertealter Tradition, die mit der Pflege der „alten“ Sprachen einen humanistischen Bildungsweg beschreitet und sich im Besonderen dem Menschenbild und den Werten des Humanismus verschrieben hat.

Es zeichnet maßgeblich das Profil der Schule aus, diese Werte angesichts einer modernen, individualisierten und globalisierten Welt wachzuhalten und der heranwachsenden Generation zu vermitteln.

Die hier dargelegten konzeptionellen Überlegungen zu einer Offenen Ganztagsschule (OGS) am Nürnberger Melanchthon-Gymnasium sind vor diesem Hintergrund zu sehen – wir fühlen uns einem gemeinsamen Leitbild verpflichtet.

Individualität

Die OGS will dazu beitragen, dass jeder Schüler/ jede Schülerin zu einer gefestigten, individuellen Persönlichkeit heranwachsen kann. Die Stärkung des Selbstvertrauens und vielfältige Erfahrungsspielräume, um die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten zu erproben sind dabei wichtige Aspekte. Die Schüler sollen lernen, ihre eigenen Stärken und Schwächen wahrzunehmen und angemessen damit umzugehen.

Die Betreuung muss genügend individuelle Freiräume lassen, damit die Schüler ihre eigenen Bedürfnisse artikulieren und umsetzen können und auch ausreichend zeitliche und räumliche Möglichkeiten für Rückzug und Entspannung zur Verfügung stellen.

Freizeitaktivitäten und Projekte werden gemeinsam mit den Schülern und Schülerinnen entwickelt und sollen sich an deren Interessen und Bedürfnissen orientieren.

Gruppenfähigkeit

Die offene Ganztagsschule bietet sich als Ort an, an dem Freundschaften wachsen und sich entwickeln und an dem die Schülerinnen und Schüler neben dem Lernen vielfältige soziale Erfahrungen sammeln können.

Die Stärkung des sozialen Miteinanders steht daher im Zentrum unserer Aufmerksamkeit. Die Fähigkeit, sich in eine Gruppe zu integrieren und sich dort gleichzeitig zu behaupten, soll gestärkt werden. Respektvoller Umgang miteinander und Unterstützung des Einzelnen durch die Gruppe sind wesentliche Ziele. Auch die Fähigkeit, mit Konflikten angemessen umzugehen und geeignete Lösungsstrategien zu entwickeln, soll eingeübt und gestärkt werden.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Mitarbeit von älteren Schülern als Assistenten, die das Hineinwachsen der jüngeren Jahrgänge ins schulische Leben am Melanchthon-Gymnasium unterstützen.

Lernen

Schulisches nicht als Zwang und notwendiges Übel zu betrachten, sondern als permanente Herausforderung, die manchmal spannend ist und Freude macht, manchmal aber auch Disziplin und Durchhaltevermögen von den Schülern erfordert - so lässt sich unsere Haltung zum Thema Lernen knapp umschreiben.

Die qualifizierte Begleitung und Betreuung bei der Erledigung der Hausaufgaben, bei der Bewältigung des Lernstoffes und bei der Vorbereitung auf Schulaufgaben sind wesentlicher Bestandteil der Arbeit in der OGS. Die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen steht hierbei im Vordergrund. Wir meinen damit im Besonderen: Die Schüler sollen dabei unterstützt werden, sich über ihren Lerntyp klar zu werden, individuelle Lernwege zu erproben und zu bewerten, mit Methoden und Techniken zu experimentieren. Sie sollen auch darin gestärkt werden, miteinander und voneinander zu lernen.

Lernunterstützung verstehen wir nicht als Kontrolle über die Vollständigkeit und Korrektheit der Hausaufgaben, denn dafür müssen die Schülerinnen und Schüler selbst Schritt für Schritt die Verantwortung übernehmen. Es geht vielmehr darum, die Neugier aufs Lernen wachzuhalten und damit die innere Motivation zu stärken, die den wichtigsten Motor für dauerhaftes und erfolgreiches Lernen darstellt. Die Schüler sollen auch dabei unterstützt werden, sich von Fehlschlägen nicht entmutigen zu lassen; Frustrationen in Form von schlechten Noten nicht als persönliche Niederlagen, sondern als Schritte auf dem Weg zu neuem Wissen zu sehen.

Förderunterricht oder Nachhilfe kann im Rahmen der OGS nicht geleistet werden, allerdings können wir in Absprache mit den jeweiligen Lehrkräften bei Bedarf in dieser Richtung beraten und vermitteln.

Elternarbeit

Die enge Kooperation mit den Eltern ist Bestandteil des pädagogischen Konzeptes. Dies wird gewährleistet durch Elternabende; Präsenz der Mitarbeiter der OGS bei schulischen Elternveranstaltungen sowie durch individuelle Elterngespräche.

Dabei sollen Eltern über Lern- und Verhaltensaspekte ihres Kindes informiert werden.

Elternangebote zu pädagogischen Themen können die Arbeit der OGS ergänzen. Die Kompetenzen der Eltern in vielen Bereichen können in Zusammenarbeit mit dem Elternbeirat genutzt werden für Angebote der Freizeitgestaltung, Projekte und Exkursionen.

Integration ins Schulleben und in die Stadtteilumgebung

Die OGS integriert sich in das Schulgeschehen am Melanchthon-Gymnasium.

Die pädagogische Kooperation zwischen Lehrkräften und den Mitarbeitern der OGS ergibt sich aus der Begleitung der Hausaufgaben. Dabei sind Rückmeldungen in beide Richtungen wichtig und hilfreich, um Einzelbeobachtungen besser auswerten und in die pädagogischen Handlungsplanungen einordnen zu können. Auch findet eine Rückkopplung mit den Lehrkräften statt, z.B. bei Fragen zur Hausaufgabengestaltung oder Verhaltensauffälligkeiten einzelner Schülerinnen und Schüler.

Die Einbeziehung außerschulischer Lernorte innerhalb der Stadtteilumgebung ist uns ein Anliegen. Hier ergeben sich vilefältige Möglichkeiten der Vernetzung z.B. mit der offenen Kinder- und Jugendarbeit im Stadtteil. Dadurch entsteht die Möglichkeit, Ressourcen zu nutzen und Angebote zu machen, die über das rein schulische Spektrum hinausgehen (Schreinerwerkstatt, Freispielgelände am Aktivspielplatz).

Organisatorische Bedingungen

Die Offene Ganztagsschule steht allen Schülern und Schülerinnen des Melanchthon-Gymnasiums von der 5. bis zur 8. Jahrgangsstufe offen.

Das Angebot ist laut Richtlinien des Bayerischen Kultusministeriums kostenfrei. Die Öffnungszeiten der Offenen Ganztagsschule sind Montag bis Donnerstag von 12.45 – 16.00 Uhr. Bei entsprechendem Bedarf kann die Betreuungszeit evtl. auf bestimmte Wochen innerhalb der Schulferien ausgeweitet werden.

Die Betreuung wird von pädagogischem Fachpersonal geleistet, die Leitung übernimmt ein/e Diplom-Sozialpädagoge/in. Daneben arbeiten täglich Schüler und Schülerinnen der 9. und 10. Klassen als Assistenten bei der Betreuung der Hausaufgaben und den diversen Freizeitaktivitäten mit.

Die Anmeldung für die Offene Ganztagsschule erfolgt jeweils im Voraus verbindlich für die Dauer eines Schuljahres; nachträgliche An- oder Abmeldungen sind nur in begründeten Einzelfällen nach Absprache mit der Schule bzw. den Mitarbeitern der OGS möglich.

Als Räumlichkeiten stehen im 2. Stockwerk der „Box“ 3 Gruppenräume zur Verfügung. Ein Raum ist für Bewegung und Entspannung vorgesehen, die anderen beiden können flexibel und bedarfsorientiert zum Lernen oder zur Freizeitgestaltung genutzt werden. Darüber hinaus stehen im Schulgelände weitere Möglichkeiten zur Verfügung:

  • Der Pausenhof für Fußball, Basketball, Tischtennis u.ä.
  • Der Computerraum im 1. Stock der Box für Medienprojekte oder Lernen am PC
  • Der Freizeitraum im Erdgeschoss der Box für Kicker und Billard
  • Die Bibliothek als Rückzugsraum für ruhiges Arbeiten
  • Der Lesegarten in den warmen Monaten.


Innerhalb der Schule wird keine eigene Mittagsverpflegung angeboten. Ein warmes kostenpflichtiges Mittagessen können die Schüler in der Mensa der benachbarten Wirtschaftsschule einnehmen. Mitgebrachtes Essen nehmen die Kinder in den Gruppenräumen zu sich.

Inge Mirzabak, September 2010