Schuljahr 2019/2020

/ / / Schuljahr 2019/2020

Bildungsförderung in Pandemiezeiten

von Dr. Christian Lutzky, Freunde des Melanchthon-Gymnasiums

In einer Zeit, die von den Auswirkungen des Corona-Virus beherrscht ist, und in der wir fast alle vor Herausforderungen gestellt werden, die wir vor einem Jahr nicht einmal erahnen konnten, stellt sich auch die Frage, ob es denn in früheren Zeiten, zum Beispiel im alten Griechenland oder in Rom, vergleichbare Situationen gab. Was waren damals die Auswirkungen, wo man von unserer modernen Medizin und ihren Möglichkeiten zweifelsohne nur träumen konnte? (Mir ist beim Schreiben dieses Satzes sehr wohl bewusst, dass ein geneigter Leser, der dieses Jahrbuch in 50 Jahren mit Erinnerungen an seine Schulzeit in die Hand nimmt, wahrscheinlich die heutigen medizinischen Methoden im besten Fall als traditionell und im schlechtesten Fall sogar als schädlich und überholt ansehen wird.)

Es gibt tatsächlich zahlreiche Beispiele in der Geschichte, wo Seuchen extreme Auswirkungen auf Leben, Politik und Kultur hatten. Ein besonders folgenreiches Beispiel war etwa die „attische Pest“, deren Erreger bis heute nicht ermittelt ist. Sie suchte Athen um das Jahr 430 v. Chr. heim. Zu dieser Zeit lagen sich Athen und Sparta in den Haaren, Athen war belagert. Die Seuche startete meist mit Fieber und Augenentzündungen, und befiel dann Mund, Hals und Rachen. Anschließend wanderte die Krankheit weiter nach unten: es wurden Lunge und Verdauung befallen. Der Historiker Thukydides beschreibt die Symptome sehr gewandt, und so detailliert, dass heute noch Wissenschaftler versuchen, daraus den Erreger der Epidemie zu ermitteln. Wer Interesse hat, findet das in den Kapiteln 47-52 im 2. Buch des Peleponnesischen Krieges. Die Seuche führte übrigens auch dazu, dass die Menschen begannen, sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen und Abstand zu halten, aus Angst, selbst von der Seuche heimgesucht zu werden. Wir lernen: „Social Distancing“ ist ein althergebrachtes Konzept.

Zuerst verdächtigte man Externe, die belagernden Spartaner, dass sie die Brunnen vergiftet hätten. Es ist ja auch bequem, die Schuld für Leid und Krankheit erst einmal dem vor der Stadt eingegrabenen Feind in die Schuhe zu schieben. Jedoch konnte die Hypothese damals durch die Wissenschaft schnell widerlegt werden: auch Menschen, die gar kein Brunnenwasser tranken, waren krank geworden. (Vergleichen Sie das mal mit den ebenso haltlosen Anschuldigungen, die heute von jenseits des Atlantiks Richtung WHO und China geäußert werden.) Die Suche nach einem Schuldigen ging aber weiter, denn für jede Katastrophe muss es ja immer einen Schuldigen geben … und man fand ihn im Militärstrategen Perikles, der kontinuierlich an den Mut und die Kraft des Volkes appellierte – aber trotzdem als moralisch Schuldiger bald abgewählt wurde. Zwar wurde er kurz darauf erneut gewählt, erlag aber letztendlich schnell selbst der Seuche. Auch Thukydides erkrankte schwer, überlebte aber. Etwa ein Viertel der Athener starb in mehreren Wellen der Krankheit, und es wird die Theorie vertreten, dass damit das Ende der klassischen Periode Griechenlands eingeläutet wurde.

Dass dieses Schuljahr ein wenig aus den Fugen geraten ist, haben wir eindeutig dem Corona-Virus zu verdanken, der unsere gefestigten Strukturen plötzlich so fragil, so zerbrechlich scheinen lässt und alles gehörig durcheinanderwirbelt. Das betrifft nicht nur die Schüler, Lehrer und Eltern, auch das Jahr des Fördervereins ist ganz anders abgelaufen als geplant. Viele Projekte und Veranstaltungen, für die wir unsere Förderung zugesagt haben, konnten wegen der Beschränkungen im öffentlichen und privaten Leben nicht stattfinden, und so ist meine Liste unserer Zuwendungen heuer auch nicht so lang wie sonst.

Finanziell unterstützt haben wir zum Beispiel das Projekt „Römischer Abend“ im Rahmen eines engagierten P-Seminars. Die Fairtrade-Gruppe unserer Schule haben wir bei einer sehr schönen Aktion am Fair Trade-Tag unterstützt, wo mit Hilfe fair gehandelter Schokolade weltweite Baumpflanzungen finanziert werden. Dabei konnten sich unsere Schüler künstlerisch einbringen. Der Förderunterricht Deutsch erhielt von uns komplett neue Arbeitshefte.

Für den Physikunterricht war es möglich, die mehrere Jahrzehnte alten Netzgeräte zu ersetzen, die es den Schülern ermöglichen, selbst Experimente zu den Charakteristika des elektrischen Stromes zu machen. Die Vorgängermodelle waren schon zu meiner Schulzeit im Einsatz und auch damals alles andere als taufrisch. Für die Hockeyspieler wurden neue Torwarthosen und neue Schläger anschafft, und so verschlissenes Material ersetzt. Sollte es doch einmal eine Freistunde geben, haben die Schüler jetzt außerdem neue, spezielle Sportgeräte zur Verfügung, die sie in dieser Zeit nutzen und sich so fit halten können. Auch zur 5. Bildungsrede, die dieses Jahr sehr engagiert von Schülern online durchgeführt wurde, haben wir einen Beitrag geleistet.

Neben den Spenden und Zuwendungen, spült der jährliche Studienbasar am Melanchthon-Gymnasium eine Menge Mittel in unsere Kasse und ermöglicht es uns immer wieder große und teure Projekte zu unterstützen. Nach der kurzfristigen Absage fehlen diese Mittel jetzt natürlich – gerade in Zeiten, wo wir alle die Folgen der Schulschließung abfedern müssen.

Die sinnvollen Projekte aber werden in Zeiten der Krise nicht weniger, sondern mehr. Deswegen ist für Sie jetzt auch ein guter Zeitpunkt, Mitglied in unserem Förderverein zu werden. Einen Mitgliedsantrag finden Sie auf der nächsten Seite, und den können Sie gerne direkt im Schulsekretariat abgeben, Schüler sind übrigens bis 5 Jahre nach dem Abitur beitragsfrei dabei. Wir müssen jetzt zusammenhalten, um unsere Schule weiterhin zu etwas Besonderem zu machen. Denn wir wollen ja nicht, dass unsere Melanchthon-Schulkultur, wie Perikles und seine Stadt, in der Bedeutungslosigkeit verschwindet.

Besuchen Sie uns doch auch einmal auf unserer Webseite, dort gibt es viele Infos und auch das Beitrittsformular:

https://www.melanchthon-gymnasium.de/freunde-foerderer/

Jetzt bleibt mir nur, Ihnen die Kraft zu wünschen, gut durch die Herausforderungen dieser schwierigen Zeit zu kommen! Passen Sie auf sich und Ihre Lieben auf und bleiben Sie gesund!