Michel de Ghelderode:
Die Ballade von der großen Makabren
„Aber bevor Mitternacht gekommen ist,
werdet ihr noch ganz andere Wunder schauen!“
(Videbolle, 1. Zwischenspiel)
Das Füstentum Breughelland, im soundsovielten Jahr nach der Erschaffung der Welt:
In einem idyllischen Park treffen sich die schöne Jusemina und der hübsche Jüngling Adrian. Belauscht und belästigt von der amüsierten Porprenaz fliehen sie in ein Grabmal, in dem sie ihre Liebesnacht verbringen. Dafür erscheint Nekrozotar, die große Makabre. Sie verkündet ihr den Untergang der Welt, die durch den herannahenden Kometen zerstört werden wird. Um Mitternacht werden alle Menschen sterben, so die apokalyptische Botschaft des schwarzen Engels.
Videbolle, der Hofphilosoph und hohe Beamte des Fürstentums, ist gerade mit seiner Frau Salivaine beschäftigt, als Nekrozotar und ihre neue Dienerin Porprenaz erscheinen. Der doch eher unfähige Videbolle erscheint nur wenig überrascht, hat er doch als erster und einziger den Zusammenstoß mit dem Kometen vorausgesagt. Dies belohnt Nekrozotar, indem er wunschgemäß dessen Frau Salivaine tötet.
Im Palast des Fürstentums wird die leicht stotternde und beim Volk beliebte Thronerbin Goulave von ihren Ministerinnen beherrscht und erzogen. Gerne hätte sie das Volk von der Schattenherrschaft ihrer Staatsdiener befreit, die den Untertanen immer neue Belastungen auferlegen. Auch ihr Wunsch geht in Erfüllung, als sich die große Makabre ankündigt: Die Ministerinnen fliehen.
Videbolle verkündet dem Volk den nahen Untergang, das jammernd beim Fürsten um Gnade bittet.
Sorgend verspricht Goulave sich um dieses Anliegen persönlich zu kümmern, doch versteckt sie sich vor Nekrozotar, die vom fürstlichen Palast Besitz ergreift, um sich zusammen mit seinen neuen Helferinnen die Zeit bis Mitternacht mit einem ausgelassenen Besäufnis zu vertreiben.
Die grausame Mitternacht schlägt...
Nekrozotar scheint tot und wird von Videbolle und Porprenaz bestattet. Beide denken, sie wären bereits Engel und versuchen, sich in ihrer neuen Rolle zurecht zu finden. Der vorhergesagte Komet ist in Wirklichkeit nicht zerstörend mit der Welt kollidiert, dennoch brachte sich beinahe die gesamte Bevölkerung aus Angst vor dem drohenden Ende selbst um.
Im Park treffen alle wieder aufeinander und werden von dem gefallenen Engel über seine Motive aufgeklärt. Erlöst durch seine Beichte kann die große Makabre den ersehnten Tod finden.
Ort und Zeit: Im Fürstentum Breughelland, im soundsovielten Jahr nach der Erschaffung der Welt
Totentanz
Wirbelnd und schwarz, der Sog,
erfasst, zieht nieder
auf schwarze Laken.
Stumme Schreie klammern,
Verzweiflung ruft,
nur kurz.
Gleißende Nacht,
ewig, jetzt und immer,
ein Schauer, ein Funke,
schwarzes Licht.
Schatten, Schemen bewegen,
rasendes Blut,
tiefschwarz.
Wachsend der Sog, Sturm.
Gewaltig, mächtig,
dem Herrscher zu Diensten,
Erfüllung,
nur kurz.
Schaudern,
einsam und fern,
kalt und leer,
übrigbleiben.
Katharina Bartsch
Leitung Marcus Spangehl
Aufführungsrechte beim Thomas Sessler Verlag
Premiere am 13. März 2007 in der Aula des Melanchthon-Gymnasiums Nürnberg
Weitere Aufführung am 15. März 2007.
Probefotos: Marcus Spangehl