Das Stück
Prolog:
15. Jahrhundert. Frankreich: In einem kleinen Dorf will Mutter Tabea d’Arc ihre Töchter verheiraten, noch bevor die friedliche Idylle durch den herannahenden Krieg mit England zerstört wird. Nur ihre jüngste Tochter Johanna verweigert sich dem Wunsch der Mutter, die für ihren Hang zur Einsamkeit und zum Grüblerischen im Gegensatz zu Johannas bester Freundin Ramona kein Verständnis hegt.
Berta, eine Bekannte der Familie d’Arc, erscheint mit einem Kriegshelm unter dem Arm, den Johanna ihr entreißt, und berichtet über die neuesten Kriegsgeschehen: Die Engländer rücken immer näher, die Truppen des französischen Dauphin scheinen ohne Sold und Willen, Königin Isabella, die Mutter Karls, sowie die Herzogin von Burgund haben sich mit den Engländern verbündet. Eine scheinbar aussichtslose Lage. Nur die Stadt Orleans hält einer feindlichen Belagerung noch stand. Dieser Hoffnungsfunke lässt Johanna in Begeisterung ausbrechen, in der sie ihre Vision eines befreiten Frankreichs mit einem legitimierten König Karl VII entfaltet. Ihren Auftrag, der ihr von Stimmen weisgesagt und mit dem Symbol des Helmes bestätigt wurde, sieht sie darin, bewaffnet in den Kampf zu ziehen. Bedingung der Stimmen: Sie müsse auf ewig der Liebe entsagen und Jungfrau bleiben.
1. Akt
Königliches Hoflager bei Chinon: Dunois, unehelicher Sohn des Herzogs von Orleans, beklagt sich über den schwächlichen König und verspottet ihn, da er sich dem Kampf entzieht und sich bei leeren Staatskassen dem höfischen Zeitvertreib hingibt. Eine Ratsherrin aus Orleans raubt scheinbar den letzten Hoffnungsschimmer, sie berichtet von der ausweglosen Lage in ihrer Stadt und dem Ultimatum der Engländer. Den niedergeschlagenen König will seine Geliebte Agnes Sorel mit ihrem Schmuck als Kriegspfand helfen.
Die Nachrichten, vom königlichen Offizier La Hire überbracht, bewegen im König den Wunsch abzudanken, den Krieg zu beenden und mit seinen Truppen nach Südfrankreich zu fliehen. Die Herzogin von Burgund hat ein Versöhnungsgesuch sowie einen Zweikampf abgelehnt und fordert die Auslieferung von Du Chatel, dem Mörder ihres Vaters.
Das französische Parlament hat Karl zudem abgesetzt und den Knaben Heinrich VI zum König erhoben. Karls Mutter, Königin Isabelle, erstattet Heinrich ihre Referenz und schmäht öffentlich ihren Sohn Karl als Missgeburt.
In der Phase tiefster Resignation bringt La Hire erneut Nachrichten: Das Kriegsglück hat sich gewendet, seit eine Jungfrau auf dem Schlachtfeld den Kampfeswillen bei den Franzosen wecken konnte . Sie wolle den König in seinem Hoflager besuchen. Johanna stellt vor dem König ihre außerordentlichen Sehergaben unter Beweis und verspricht Frankreich zu befreien.
2. Akt
Thalia und Lionella, Heerführerinnen der Engländer, klagen die Herzogin von Burgund an, für die zunehmenden Niederlagen verantwortlich zu sein, doch Königin Isabella beruhigt die Gemüter, um einen Wechsel der burgundischen Truppen auf die französische Seite zu verhindern. Den geplanten Überraschungsangriff der Engländer kommen Johanna und die französischen Soldaten zuvor. Das Lager steht in Flammen, die Engländer werden erbarmungslos verfolgt. Johanna metzelt gnadenlos ihre Gegner nieder, kein weibliches Mitgefühl regt sich in ihr.
Die Begegnung im Kampf mit der Burgundin führt zur Aussöhnung der beiden französischen Parteien.
3. Akt
Dunois und La Hire gestehen sich, dass sie in Johanna verliebt sind und sie heiraten wollen. Chatillon, ein Burgunderritter, bereitet die Versöhnung der Herzogin mit dem König vor, die unter Tränen der Rührung vollzogen wird. Johanna wird in den Adelsstand erhoben, so dass nun auch den Ehewerbern keine gesellschaftlichen Schranken mehr entgegen stehen, doch die Jungfrau bleibt bei ihrer Liebesentsagung.
Gemeinsam ziehen alle kampfbereit in die entscheidende Schlacht, in der Thalia in den Armen von Lionella stirbt.
Johanna wird von der Erscheinung des „Schwarzen Ritters“ vor weitere Schlachten gewarnt. Aus ihrem Traum wird sie durch Lionella gerissen, die sie zum Zweikampf auffordert. Mitten in der Auseinandersetzung wird die Jungfrau von ihrem gnadenlosen Weg abgebracht und lässt die Gegnerin im Angesicht des Todes laufen. Halb aus Verzweiflung, halb wegen ihrer Verletzungen sinkt Johanna vor den eintreffenden Franzosen in Ohnmacht.
4. Akt
Die Könungszeremonie ist vorüber, der König dankt seinem Volk, doch Johanna kann sich nicht freuen: Sie sieht sich schuldig, da sie sich verliebt und ihre Pflicht vernachlässigt hat.
Agnes Sorel verstärkt diesen Selbstzweifel noch, da sie den Ehewunsch des Grafen Dunois erwähnt.
Im Traum erscheinen Johanna ihre Schwester, sie sehnt sich nach ihrer Heimat in Unschuld zurück. Vor versammelter Festgesellschaft tritt ihre Mutter auf, die ihrer Tochter vorwirft im Pakt mit dem Teufel zu stehen.
5. Akt
Johanna flieht mit ihrer Freundin Ramona, beide finden Zuflucht bei einem Waldarbeiter. Dennoch kann die Verbannte nicht ihrer Gefangennahme entgehen: Die Königin Isabella trifft auf Johanna und will sie in Fesseln zu Lionella bringen lassen. Die Gefangene wünscht sich aber lieber den Tod.
Ramona berichtet im französischen Lager von der Festnahme Johannas und ihrer Unschuld. Alle Franzosen ziehen zur Festung, um Johanna zu befreien.
Das Herannahen der Franzosen vernehmend gelingt es der Gefesselten ihre Bande zu zerreißen. Neu bewaffnet zieht sie ins Schlachtfeld und wird – während die Franzosen endgültig siegen, tödlich verwundet. Nach kurzem Lob gerät der schnell aufgestiegene Stern wieder ins Dunkel der Vergessenheit.
"Johanna. Jungfrau“- Eine Theaterkritik
„Wie eine Kriegsgöttin, schön zugleich und schrecklich anzusehn (...)“: So beschreibt Raoul, ein französischer Feldherr, Johanna, Frankreichs Heldin und Titelfigur in Schillers klassischem Drama „Die Jungfrau von Orleans. Eine romantische Tragödie“, das der Grundkurs „Dramatisches Gestalten“ unter der Spielleitung von OStR Marcus Spangehl im Theater Pfütze auf die Bühne brachte.
„Alles Theater“ lautete das Motto des diesjährigen Schultheaterfestivals der Sparkasse Nürnberg. Neu war an dem traditionellen Konzept der Kooperationspartner, das Team des Theaters Pfütze. Die Aufführung „Johanna. Jungfrau“, eine stark gekürzte Inszenierung des mit Pathos geladenen Klassikers, im Theater Pfütze war sehr gut besucht und riss die Zuschauer vom ersten Moment an mit.
Frankreich im 15. Jahrhundert: Das Land steht im Krieg gegen England und droht vollständig unter englische Besatzung zu fallen. Ein junges Mädchen vom Lande, Johanna, spürt in sich den Auftrag, Frankreich zu befreien und für ihren König in den Kampf zu ziehen, gewaltbereit und auf Liebe verzichtend. Sie wurde von Magdalena Birkmann (KS 13) gespielt, die die anspruchsvolle Rolle mit Bravour meisterte. Johannas charismatische Führung lässt ihre Landsleute hoffen. Die Feinde werden besiegt, Orleans von der Belagerung befreit. Beim entscheidenden Kampf erringt sie mit Frankreich einen Sieg, stirbt jedoch auf dem Schlachtfeld. Die Freude über Friede und Versöhnung lässt die Heldin schnell in Vergessenheit geraten.
Im Originaltext ist Johanna als eine gottesfürchtige Frau angelegt, die bereitwillig und ergeben dem göttlichen Auftrag Folge leistet. Bei der Inszenierung des Melanchthon-Gymnasiums ist es kein Gott mehr, von dem sie zur Befreiung Frankreichs berufen wird, sondern eine innere Stimme. Sie soll bewaffnet in den Kampf ziehen, muss jedoch für immer der Liebe entsagen und Jungfrau bleiben. Entgegen dieser Bedingung verliebt sie sich in die Engländerin Lionella, somit regen sich doch Gefühle in dem sonst so kalten Herz. Sie droht an ihrer Aufgabe zu scheitern und es entwickelt sich ein tragischer Konflikt. In sich zerrissen wünscht sie sich nichts sehnlicher als den Tod, den sie in ihrem letzten Kampf auch findet. Schnell gerät die Heldin über der Feierlaune des Königs und seines Gefolges in Vergessenheit, ein Tuch des Schweigens legt sich über Johanna.
Aus der französischen Kampfmaschine wurde nicht nur eine Heldin auf dem Schlachtfeld, sondern auch ein Medienstar gemacht. Dies gelang dem Spielleiter durch dramaturgische Elemente wie Toneinspielungen, Videoeinblendungen und Lichteffekte. Auf der Bühne setzte sich Johanna medial in Szene, indem sie sich selbst filmte, was live auf einer großen Leinwand für das Publikum sichtbar wurde.
Die moderne und zeitgemäße Inszenierung, die der Grundkurs „Dramatisches Gestalten“ aus Schillers traditionellem Stück machte begeisterte alle Zuschauer. Die Reduktion auf 90 Minuten Spielzeit schadete dem Schillerschen Pathos keineswegs, die Kürzungen waren wohlbedacht ausgewählt.
Ein großes Dankeschön an alle Schauspieler und Helfer, die zum Erfolg dieser hervorragenden Aufführung beigetragen haben, besonders an Marcus Spangehl, dem Leiter des Grundkurses.
Wir freuen uns auf weitere grandiose und spannende Inszenierungen!
Laura Weckerle und Alisa Gschaidmeier