Das Stück
Frankreich, Heil- und Irrenanstalt zu Charenton, 1808: Ein Ort für Verrückte, abtrünnige Dichter und jene, die dem Schauplatz ihrer Zeit entkommen wollen. Die Insassen führen ein Stück auf, das von Herrn de Sade ersonnen wurde, der selbst in der Anstalt verweilt. Trotz ihrer Krankheit versuchen sie, so gut wie möglich in ihre jeweils zugeteilte Rolle zu schlüpfen, können aber ihre Störungen nicht immer zurückhalten. Coulmier überwacht als Direktor der Anstalt das Schauspiel und greift bei manchen Szenen empört ein, er ist auf das Wohl seiner kranken Patienten bedacht.
Die Schauspieler versetzen sich zurück ins Jahr 1793, mitten in die Wirrnisse der Französischen Revolution. Marat – Titelfigur des Dramas - ist Führer der Revolution, er leidet unter einer psychosomatischen Hautkrankheit und Wahnvorstellungen, weswegen er die meiste Zeit in einer Badewanne verbringen muss. Seine Lebensgefährtin Simonne Evrard kümmert sich liebevoll um den leidenden Marat.
Einige Patienten verkörpern das aufgebrachte Volk, doch nur ein Teil von ihnen steht hinter Marat und seinen Plänen. Der andere Teil des Volkes verfolgt kritisch den Lauf der Dinge; sie „woll‘n nicht mehr warten bis morgen“, sondern „die notwendigen Änderungen“ mit sofortiger Wirkung durchsetzen. In der Nationalversammlung kristallisieren sich zwei unterschiedliche Parteien heraus, Jakobiner und Girondisten. Ein großer Widersacher Marats ist unter anderem Duperret. Der Girondist ist der Gefährte der jungen Charlotte Corday, einer schönen Adeligen aus Caen. Die beiden verbindet eine platonische Liebe, weil der Darsteller Duperrets jedoch an Erotomanie leidet, kommt es zu heiklen Situationen.
In der Stadt Paris prangert Corday die Gesetzlosigkeit, Gewalt und Grausamkeit der Menschen an. Sie realisiert, dass der Weg zur Freiheit nicht unter der Führung Marats gelingen kann. Um eine Eskalation zu verhindern, macht sie es sich zur Aufgabe ihn zu töten. Nach drei Anläufen ersticht sie ihn mit einem Dolch in seiner Wanne. Die Schauspielerin der Corday kann ihre Rolle nicht vollständig ausführen, da sie „an Schlafsucht leidet und Depression“.
Die Handlung wird unterbrochen von Gesprächen zwischen Marat und Sade, in denen ihre gegensätzlichen Haltungen klar werden. Sie sind beide Fürsprecher der Gewalt, das Ziel Marats ist die gemeinsame, gesellschaftliche Umwälzung, während Sade die Revolution für sich selbst aufgegeben hat, er „pfeift auf alle Nationen“ und stellt die Individualität vor alles andere.