Wenn Gedichte zu klingen beginnen ...
Ein Projekt des Deutsch-Leistungskurses in den Kammerspielen des Staatstheaters
Zwölf leicht benetzte Finger streichen sanft über den Rand von Weingläsern. Ein anschwellendes Tongemenge entsteht, etwas zwischen Wimmern und Brummen, das dem Zuhörer einen Schauder über den Rücken laufen lässt. Der völlig in weiß gekleideter Chor positioniert sich hinter einer Sprecherin und wiederholt im Wechsel und sich in der Lautstärke steigernd „Lebe dein Leben, Dichter“, dem Beginn des Gedichts „Durchquere die Zeit wie der Wind“ von Samer Khair.
So kann es klingen, wenn sich die Teilnehmer des Leistungskurses Deutsch einen kreativen interpretatorischen Zugang zu Gedichten wählen. Anlass für diese andere Art der Deutung war das Projekt „Lyric meets Music! Wenn Worte Musik werden...“ der Stadtbibliothek und des Staatstheater Nürnberg, das am 19.11.2010 in den ausverkauften Kammerspielen des Staatstheater Nürnberg dem Publikum präsentiert wurde.
Aus etwa 35 vorgegebenen Gedichten wählte der Kurs gemeinsam drei zur Vertonung aus und stellte über Kreativzirkel Inszenierungs- und Umsetzungsideen auf. Die knappe Zeit vor dem näher rückenden Abitur und die intensive Arbeitsphase der Facharbeit ließ nur wenig Raum für Proben, doch konnten sie dafür umso konzentrierter genutzt werden. Eine einzige Bühnenprobe musste genügen, um Dimension, Licht und Technik der Kammerspiele auszuloten.
Ingeborg Bachmanns „Nach grauen Tagen“ ließ Claus H. im Fluggeschirr über der Bühne schweben, hinter ihm ein Videoclip, das die Geschäftigkeit des hektischen Alltags über die stetige Bewegung von Beinen vermittelte, musikalisch begleitet von live gespielten Reggaeriffs.
Die Generalprobe und die Aufführung wurden von sechs FotografenschülerInnen des Berufsbildungszentrums begleitet.
Fotos: Timo Maschlone, Dominika Karcz, Mehmet-Ali Söylemez, Ella Don