Ein römischer Kaiser, der mit Politik nichts zu tun haben will und damit zufrieden den Untergang des Römischen Reiches riskiert: So zeigt sich Romulus der Große in Dürrenmatts ungeschichtlicher historischer Komödie aus dem Jahr 1949.
Der letzte Kaiser im Stück des jungen Dürrenmatt tritt auf wie ein Vor- und Doppelgänger des alten Dürrenmatt. Regieanweisung: „Seine Majestät ist über fünfzig, ruhig, behaglich und klar.“ Seine Majestät kann, der bitteren Weltlage zum Hohn. ganz unvergleichlich scherzen und plaudern, fast jeder Satz ein funkelnder Aphorismus – eine kleine Unsterblichkeit inmitten der hinfälligen Welt. Also spricht Romulus: „Wer einen großen Skandal verheimlichen will, inszeniert am besten einen kleinen.“
„Wo die Hose anfängt, hört die Kultur auf.“ „Vaterland nennt sich der Staat immer dann, wenn er sich anschickt, auf Menschenmord auszugehen.“ Der Kaiser Romulus muß aber auch schon Friedrich Dürrenmatts Schriften zum Theater gekannt haben, denn wie sein Schöpfer befindet er kategorisch: „Wer so auf dem letzten Loch pfeift wie wir alle, kann nur noch Komödien verstehen.“ Auch Dürrenmatts berühmtestes Aperçu (das kein Nachrufer nicht zitieren darf) könnte schon des Kaisers kaiserlichen Lippen entschlüpft sein: „ Eine Geschichte ist dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmst-mögliche Wendung genommen hat.“
Quelle: Die Zeit, 21.12.1990, Nr. 52
Premiere: 26. Februar 2015
Ort: Theater Pfütze
Leitung: Marcus Spangehl
Aufführungsrechte: Felix Bloch Erben GmbH
Photos: B. Scharrer