Um genau diese Frage beantworten zu können, mussten wir, die nun bereits erfolgreich ausgebildeten Coolrider des Melanchthon-Gymnasiums, einen langen Weg auf uns nehmen. Die Ausbildung bestand aus mehreren Stationen. Die erste war eigentlich nur eine Kennenlern-Runde, bei der wir uns alle einander vorstellten und wir unsere Trainer (Thomas, Alex und Jürgen von der VAG) kennenlernten und jeweils unsere Erwartungen zum bevorstehenden Projekt zum Ausdruck brachten. Die meisten hatten allerdings noch keine Ahnung davon, was sie erwartete und ließen sich überraschen. Beim nächsten Treffen dann „gings ans Eingemachte“. Die Trainer bekamen Unterstützung von Thomas, einem Polizisten der nächstgelegenen Polizeiinspektion. Bei diesem „Intensivtraining“ lernten wir zunächst die wichtigsten Regeln, was es heißt, ein Coolrider zu sein. Unser Motto lautet: „Hinschauen statt Wegschauen“. Das heißt für uns: Eingreifen, wenn wir in öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus, Straßenbahn oder U-Bahn besonders auf unserem Schulweg Situationen beobachten, bei denen Sachbeschädigung geschieht und es zur Eskalation bei Streitigkeiten kommt. Einige Regeln beim Eingreifen wie der Eigenschutz („Nicht selbst in Gefahr bringen“), Teamarbeit, „Wir sind Vorbilder“ und „Fehlverhalten direkt ansprechen“ müssen unbedingt eingehalten werden, wie die Trainer uns erklärten. Dann definierten wir den Begriff „Gewalt“ mithilfe einer Gewaltspirale. Inwiefern ist es also Gewalt, wenn jemand seine Füße auf den Sitz legt? Dazu erklärte uns Thomas von der Polizei auch gleich das Rechtliche: Was ein Vergehen , was ein Verbrechen ist, und welche Folgen diese Taten nach sich ziehen können. Hierbei erwähnte er auch das Waffengesetz. Manch einer bewunderte das Anschauungsmaterial, wie Pistolen, Schlagringe und ähnliches Gerät. Die Theoriestunde war also abgeschlossen. Es folgten nun Bustrainings zur Übung der Regeln und des praktischen Vorgehens. Das Nachstellen der Situationen in Rollenspielen sollte uns Hilfestellung geben. Einige spielten die „Bösen“, andere die Coolrider. Nun wissen wir dank dieser Trainings beispielsweise, wie man jemanden anspricht, der seine Füße auf dem Sitz hat, wie man rettend eingreift, wenn jemand belästigt wird, wie man mit Betrunkenen am besten umgehen sollte, wie man eine Täterbeschreibung machen sollte und ähnliches. Gar nicht so leicht, wenn man bedenkt, dass der Motor des Busses unglaublich laut ist, der Bus unruhig fährt und jeden Augenblick bremsen könnte. Deshalb schärften uns die Trainer immer wieder ein, einen festen Stand zu bewahren, mit lauter Stimmer zu sprechen und niemals zu nah an den oder die Täter heranzugehen. Die drei Bustrainings waren bald erfolgreich abgeschlossen und so gingen wir zum ÖPNV-Tag über. Darauf hatten die meisten schon sehnlichst gewartet. Zunächst zeigten uns die Trainer den Nothalt an der Rolltreppe – ja, nicht nur die U-Bahn hat so etwas – und die Notrufvorrichtung, an der wir auch gleich einen Test wagten. Dann fuhren wir mit der U-Bahn zur Leitstelle der VAG, wo wir endlich das tun durften, worauf wir schon so lange gewartet hatten. Wir durften selbst U-Bahn fahren! Jetzt wissen wir auch, was unsere Griechischlehrerin in ihrer Freizeit macht – in Wirklichkeit ist sie leidenschaftliche U-Bahn-Fahrerin! OK – in Wirklichkeit war es nur ein U-Bahn-Simulator… Nachdem alle jetzt voll ausgebildete U-Bahn-Fahrer waren, bekamen wir ein Drei- Gänge-Menü in der Kantine der VAG serviert und fuhren wieder mit der U-Bahn zurück, wo die Trainer noch einmal alles zusammenfassten, was wir nun wissen sollten. Mit der Abschlussveranstaltung war es dann vollbracht: Wir hatten den steinigen Weg zur absoluten Coolness gemeistert. Zu diesem Anlass wurden in der Box Ansprachen von Vertretern der Polizei und der VAG sowie dem Vorstand der Coolrider- Freunde gehalten. Außerdem hielt auch der 2000. Coolrider, der durch Zufall an unserer Schule ausgebildet wurde, eine kurze Ansprache und lächelt nun zusammen mit dem Schulleiter, der Polizei und der VAG auf sämtlichen Fotos ein Siegerlächeln. Danach wurden wir mit Urkunden ausgezeichnet, mit eigenem Coolrider-Ausweis und Anstecknadel versehen und fotografiert. Der Tag endete für uns mit einem leckeren Buffet direkt vom Partyservice. Aber eigentlich ist doch die Bezeichnung Abschlussveranstaltung irreführend - unser Coolrider-Dasein fängt jetzt doch erst richtig an und es warten noch viele wichtige Einsätze und Veranstaltungen auf uns!