Euripides : Die Backhen
Deutsch von Simon Werle
Ort: Theater Pfütze, Äußerer Laufer Platz 22, 90403 Nürnberg
Termin: Do., 14. März 2024, 19:30 Uhr
Leitung: Marcus Spangehl
Aufführungsrechte: Verlag der Autoren GmbH & Co KG, Taunusstr. 19, 60329 Frankfurt am Main
Die Tragödie „Die Bakchen“ von Euripides handelt von der Konfrontation des auf Ordnung beharrenden Despots Pentheus, König von Theben, und seines göttlichen Widersachers, des auf Rausch und Freiheit bedachten Dionysos, Gott des Weines und des Theaters. Dieser Gegensatz greift jedoch zu kurz: Dionysos, als Sohn des Zeus und der sterblichen Semele geboren in Theben, kommt aus der Fremde zu- rück, um sich an dem Verursacher der Schmähreden gegen ihn zu rächen. Es wird behauptet, dass seine Mutter die Affäre mit Zeus nur inszeniert habe, um zu vertu- schen, dass sie außerehelichen Verkehr gehabt habe. Doch auch bei den Göttern sorgt dieser One-Night-Stand von Zeus für Ärger. Die Eifersucht der Ehegattin Hera vernichtet Semele, der Ungeborene wird von Zeus im Oberschenkel im letzten Mo- nat ausgetragen.
Gründe genug, einen unaufhaltsamen Sieg des Geschmähten vorzuführen. Diony- sos entführt die Frauen von Theben, auch die Mutter des Königs, um sie in eine ra- sende Bakchantin zu verwandeln, die mit bloßen Händen Stiere zerfleischen. Agaue ist es dann auch, die ihren Sohn - im Wahn für ein Berglöwen haltend - tötet. Das allmähliche Erwachen aus der Verblendung bildet das Ende des Dramas.
Das Drama ist bestimmt von der Auseinandersetzung mit seinem Widersacher Pen- theus, der den Dionysoskult unterbinden will und darum eine Anzahl von Bakchen bereits eingesperrt hat. Es gelingt ihm sogar, den in Menschengestalt erschienenen Gott einzusperren, doch dieser verleitet ihn - durch sich selbst wundersam befreit - dazu, Frauenkleider anzuziehen und vom Wipfel einer Fichte aus dem vermeintlich geheimnisvollen Treiben der Bakchen zuzusehen. Pentheus wird entdeckt und zer- fleischt. Die Mutter trägt das Haupt des Sohnes triumphierend nach Theben.
Dionysos ist ein zweideutiger, ein maskierter Gott, der Gott der Epiphanie, der sich als der verborgene Gott enthüllt: Er ist zur gleichen Zeit anwesend und abwesend, nahe und fern. Verderben bringt der Gott, der souveräne Meister über Schein und Sein - und darin wahrhaft auch Theatergott).
Doch was, wenn...
... wenn nur die Mädchen aus der Stadt gelockt wer- den...
... wenn anstelle der Mutter die Töchter von Dionysos zum Rausch und zur Zwanglosigkeit verleitet wer- den...
... wenn die Töchter wohl mehr freiwillig aus den Zwänge der Gesellschaft auf ihre Weise zu fliehen veruschen...
... wenn die Familientragödie auf die Eltern-Kind-Konflikte reduziert werden...
... wenn die ganze Stadt Theben mittels Fake-News und Hate-Speech dafür sorgte, dass Dionysos aus der Fremde mit Rachegedanken zurückkommt...
... wenn die Töchter ihren Vater im Rausch ermorden...
... wenn die nachfolgende Generation aus Schmach in die Fremde gehen muss...